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Was ist das PCO-Syndrom?

PCO-Syndrom
Wir zeigen dir alles zum PCO-Syndrom / Bild © vitanovski, Adobe Stock

Hormonelle Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter sind weit verbreitet. Nicht zuletzt können sie auch die Ursache sein, wenn ein Kinderwunsch zunächst unerfüllt bleibt. Eine der häufigsten Hormonstörungen ist das PCO-Syndrom. Was das genau ist, welche Ursachen es haben kann und woran du merkst, dass du davon betroffen sein könntest: Wir haben die Antworten.

Was versteht man unter dem PCO-Syndrom?

PCO-Syndrom ist die Abkürzung für das polyzystische Ovarialsyndrom. Umgangssprachlich wird es auch als polyzystisches Eierstocksyndrom bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine der häufigsten hormonellen Störungen, von denen Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind. Mit rund 5 bis 10 Prozent eine recht weit verbreitete Hormonstörung, die insbesondere die Empfängnis erschwert. Denn bei Frauen, die unter diesem Syndrom leiden, ist die Eizellreifung gestört, sodass es oftmals keinen regelmäßigen Eisprung gibt.

Die Ursachen

Bislang konnten die Ursachen, die zu dieser Funktionsstörung führen, noch nicht vollständig erforscht werden. Man ist sich also aktuell noch nicht hundertprozentig sicher, warum die Eizellreifung bei so vielen jungen Frauen gestört ist. Schätzungen zufolge sind etwa 100 Millionen Frauen zwischen 15 und 30 Jahren allein in Deutschland davon betroffen.

Man vermutet jedoch, dass die Ursachen für das PCO-Syndrom einerseits in den genetischen Veranlagungen zu suchen sind. Doch neben vererbten Anlagen kann die Ursache für die hormonelle Störung auch an anderen Faktoren liegen. Mediziner haben bei diversen Untersuchungen festgestellt, dass viele der betroffenen Frauen:

  • übergewichtig sind (bis zu 70 Prozent)
  • an einer Insulinresistenz leiden (mindestens 60 Prozent)

Aber Achtung: Es sind beileibe nicht nur übergewichtige oder insulinresistente Frauen, die am polyzystischen Ovarialsyndrom leiden. Auch schlanke Frauen sind betroffen. 

Bei Patienten mit PCO-Syndrom wurden in diversen Untersuchungen festgestellt, dass der Hormonhaushalt enorm durcheinandergeraten ist. Dementsprechend geht man davon aus, dass die verstärkte Ausschüttung des LH (luteinisierendes Hormon) in der Hirnanhangdrüse ebenfalls eine der Ursachen ist, die für das sogenannte Eierstocksyndrom verantwortlich ist. Außerdem verändert sich durch den erhöhten Testosteronspiegel  beziehungsweise der verstärkten Androgenproduktion der Muskelfasertyp von Typ I auf Typ II.

Die Symptome

Während die Ursachen für das PCO-Syndrom noch weitestgehend unerforscht sind und eher auf Vermutungen und Beobachtungen beruhen, gibt es bei den Symptomen mehr Klarheit. Das polyzystische Ovarialsyndrom lässt sich erkennen an:

  • Zyklusstörungen (unregelmäßige, verlängerte oder ausbleibende Menstruation)
  • Haarausfall (Alopezie) 
  • Hautunreinheiten wie Akne oder fettige Haut
  • Unfruchtbarkeit durch anovulatorische Zyklen (Zyklen ohne Eisprung)
  • Ausbildung von männlicher Behaarung (Hirsutismus)
  • Ausbildung einer männlichen Körperstatur (Virilismus)
  • Übergewicht 
  • psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände, starke Stimmungsschwankungen
  • Insulinresistenz in Verbindung  mit der Hyperinsulinämie
  • vergrößerte Eierstöcke (es kann auch nur ein Eierstock betroffen sein)

Nicht bei jeder Frau treten alle Symptome gleichzeitig auf. Auch in der Ausprägung der Einzelsymptome sind Unterschiede möglich. Ratsam ist bei einem Verdacht in jedem Fall: Sprich deinen Frauenarzt darauf an und lass dich auf POCS untersuchen.

Wie wird das PCO-Syndrom diagnostiziert?

In der Regel wird dein Frauenarzt bei einer Unregelmäßigkeit in deinem Zyklus ein sehr ausführliches Gespräch mit dir führen. Insbesondere, wenn der letzte Frauenarztbesuch bereits einige Monate zurückliegt, will er dabei abklären, ob:

  • du bereits früher Unregelmäßigkeiten im Zyklus festgestellt hast,
  • bei dir ein Diabetes mellitus diagnostiziert wurde,
  • du in letzter Zeit aus ungeklärten Gründen an Gewicht zugenommen hast,
  • dir plötzlich Körperbehaarungen an Oberschenkeln, Brust, Bauch, Rücken, Gesicht aufgefallen sind,
  • ein Kinderwunsch besteht,
  • einer deiner Angehörigen unter dem PCO-Syndrom leidet.

Unser Tipp: Mit Cyclotest oder ähnlichen Tools hast du deinen Zyklus immer im Blick und kannst so auch über einen längeren Zeitraum genau mitverfolgen, ob Unregelmäßigkeiten auftreten.

Danach wird er eine Blutuntersuchung anordnen, bei welcher die Fett-, Blutzucker- und Hormon-Werte in deinem Blut gemessen werden. Über einen oralen Glukosetoleranztest, kurz OGTT überprüft dein Frauenarzt, ob bei dir eine Insulinresistenz und / oder vielleicht eine Diabetes-Vorstufe beziehungsweise ein Diabetes mellitus Typ 2 vorliegt. 

Liegt ein PCO-Syndrom vor, weisen die Blutwerte der Patienten unter anderem einen erhöhten Androgenspiegel und einen erhöhten LH-Basaltonus auf.

Zusätzlich wird er deinen Körper genau untersuchen. Im Rahmen dieser Untersuchung führt er auch eine Sonografie durch, bei der er den Fokus auf deine Eierstöcke legt.

Warum die Eierstöcke? Ganz einfach: Auf dem Ultraschallbild kann der Frauenarzt im Falle des polyzystischen Ovarialsyndroms viele kleine Follikel (polyzystische Ovarien) erkennen. Oftmals werden diese fälschlicherweise auch als Zysten bezeichnet. Doch eigentlich kannst du dir diese Follikel wie kleine Eibläschen vorstellen, die aufgrund der hormonellen Störung nur nicht ausreifen können.

Die abschließende Diagnose …

… stellt dein Frauenarzt (nachdem er andere Erkrankungen ausschließen konnte) nach den Rotterdam-Kriterien. Das bedeutet, dass er dann ein PCO-Syndrom diagnostizieren kann, wenn mindestens 2 der folgenden 3 Kriterien bei dir zutreffend sind:

  1. Zyklusstörungen (in den letzten 6 Monaten) in Form von verlängerten oder völlig ausbleibenden Monatsblutungen (Oligio- oder Amenorrhoe)
  2. Äußere Anzeichen von einer Zunahme der männlichen Hormone (Hyperandrogenämie) in Form von starker Körperbehaarung, Akne, Haarausfall oder erhöhte Werte, die im Blutbild nachgewiesen wurden
  3. via Ultraschalluntersuchung nachgewiesene Zystenbildung (polyzystische Ovarien)

Per Definition geht man von PCOS aus, wenn sich mindestens an einem Eierstock 12 oder mehr Zysten gebildet haben, die einen Durchmesser von 2 bis 9 Millimetern aufweisen und / oder ein (oder beide) Eierstock mehr als 10 Milliliter groß ist.

Die Behandlungsmöglichkeiten

Leider ist das PCO-Syndrom nicht heilbar. Aber es gibt dennoch Behandlungsmöglichkeiten, bei denen sich die Symptome gut lindern lassen. In welcher Form das polyzystische Ovarialsyndrom behandelt wird, hängt allerdings auch davon ab, ob bei dir noch ein Kinderwunsch besteht oder du deine Familienplanung vielleicht schon abgeschlossen hast.

Eine Umstellung auf eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise ist ein grundsätzlicher Ansatz, um die durch das polyzystische Syndrom auftretenden Beschwerden zu lindern. Für Frauen mit Übergewicht bedeutet das zudem, dass sie abnehmen sollten. Ausreichend sportliche Betätigung gehört hierfür unbedingt dazu, denn sie trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Insulinsensitivität wieder verbessert und der Insulinspiegel deutlich sinkt. Liegt eine Insulinresistenz vor, werden Medikamente wie ein Antidiabetikum verschrieben.

Hinweis: In sehr seltenen Fällen kann auch eine Operation als Behandlungsmethode ratsam sein. Dabei werden in einem minimalinvasiven Eingriff einzelne Follikel einer Nadel oder einem Laser (Laserdrilling) zerstört. Dieser operative Eingriff bewirkt bei etwa drei Viertel der betroffenen Frauen, dass sich der Zyklus wieder normalisiert.

Bei Kinderwunsch

Ist deine Familienplanung noch nicht abgeschlossen, wird dir dein Frauenarzt Medikamente wie Clomifen oder Letrozol) verschreiben, welche die Eierstöcke so stimulieren, dass es zu einem Eisprung kommt. Hier gilt allerdings: Achte unbedingt genau auf die Einnahme nach Anweisung und gehe regelmäßig zu den Ultraschalluntersuchungen. Im Falle einer Überdosierung kann es sonst unter Umständen zu Wassereinlagerungen oder zu ungewollten Mehrlingsschwangerschaften kommen. 

Übrigens vertragen nicht alle Frauen das Clomifen. In diesem Fall hat sich Letrozol als sichere Alternative bewährt.

Hinweis: Die Behandlungsmethode mit dem Laser kann bei Frauen mit Kinderwunsch die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften zwar senken. Aber die Mediziner sind sich nicht derzeit nicht sicher, ob diese Behandlungsmöglichkeit nicht auch generell ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten forciert oder die Möglichkeit, schwanger zu werden ebenso mindert. 

Tipp

Ohne bestehenden Kinderwunsch

Leidest du unter PCOS, hegst aber keinen Kinderwunsch mehr, dann wird in der Regel die Antibabypille verschrieben. Denn die “Pille” stabilisiert deinen Zyklus und kann mit ihrer antiandrogenen Wirkung einer Oligomenorrhoe vorbeugen. Sie fungiert in dem Fall in erster Linie als Wirksamkeitsmedikament, bei dem das weibliche Geschlechtshormon Östrogen mit Gestagen kombiniert ist. Das verhindert zwar typischerweise den Eisprung, doch für die Regulierung des Zyklus ist es wiederum eine optimale Behandlung bei PCOS.

Das polyzystische Ovarialsyndrom und die Folgen

Abgesehen davon, dass die betroffenen Frauen neben dem körperlichen Unwohlsein auch psychisch einem starken Leidensdruck ausgesetzt sind, kann das PCO-Syndrom auch noch andere Folgen mit sich bringen. Nicht selten kommt es zu einem erhöhten Risiko für:

Für viele der Betroffenen kann es hilfreich sein, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, um sich mit anderen Frauen auszutauschen, Mut zu machen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Der PCOS Selbsthilfe Deutschland e.V. bietet beispielsweise in allen Bundesländern Hilfe vor Ort an.

Leidest du auch am PCO-Syndrom? Wie kommst du damit klar? Wie stark beeinträchtigt es dich im Alltag? Dann hinterlasse uns gern einen Kommentar.

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Quellen

Veröffentlicht von Manuela Schneider

Schon als Erzieherin hat Manuela sich der kleinen und großen Dinge angenommen, die Vorschulkinder beschäftigen. Kreativ gestaltete sie für ihre Mäuse den Kindergartenalltag, sodass jeder Tag ein neues Abenteuer bereithielt. Als zweifache Mama hat sie sich diesen kreativen Einfallsreichtum ebenso beibehalten wie ihr besonderes Verständnis für das Gefühlsleben der Kleinen. Manuela sammelte unsagbar viele nützliche und wertvolle Erfahrungen in der Arbeit sowohl mit Kita-Kindern zwischen 3 und 6 Jahren als auch nach der Wende in Freizeiteinrichtungen für 6- bis 18-Jährige wie den Spielstuben, Kinderkreativ-Workshops und Jugendclubs der Stadt Chemnitz. Seit 2013 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als freiberufliche Autorin, die gefühlvoll in Worte fasst, was anderen nur auf der Zunge liegt.

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